Kampf um Sichtbarkeit

Künstlerinnen der Nationalgalerie vor 1919

23.05 – 05.09.2021

Dora Hitz, Bildnis eines kleinen Mädchens, vor 1897
Öl auf Leinwand

Vor rund 100 Jahren konnten die ersten Frauen ihr reguläres Kunststudium an der Berliner Kunstakademie aufnehmen. 1919, als Frauen in der Weimarer Republik erstmals wählen durften, fiel auch die geschlechtsabhängige Beschränkung. Erst die unumkehrbaren politischen Umwälzungen nach dem Ersten Weltkrieg und die jahrelangen beharrlichen Proteste der Künstlerinnen hatten auch die Frauen in Berlin die gleichberechtigte Teilhabe an einer akademischen Künstlerausbildung ermöglicht.

Doch ungeachtet aller Widrigkeiten gab es schon zuvor zahlreiche erfolgreiche Künstlerinnen, von denen heute viele in Vergessenheit geraten sind. Daher richtet sich der Blick in dieser Ausstellung auf jene Malerinnen und Bildhauerinnen, die es schon vor 1919 in die Kunstöffentlichkeit geschafft und deren Werke Eingang in die Sammlung der Nationalgalerie in Berlin gefunden haben.

Gelang zu Beginn des 19. Jahrhunderts noch einigen wenigen Frauen eine exzeptionelle Karriere innerhalb eines vorwiegend männlichen Kunstbetriebs, so verschärften sich die Restriktionen für Künstlerinnen im Konkurrenzverhältnis einer stetig wachsenden Künstlerschaft ab der Jahrhundertmitte. In ihrem „Kampf um Sichtbarkeit“ engagierten sie sich in künstlerischen Vereinigungen, erkämpften sich Ausstellungsmöglichkeiten und zunehmend auch die Aufmerksamkeit wichtiger Förderer und die damit verbundene Aufnahme in bedeutende Sammlungen.

Die Ausstellung zeigt fast 60 malerische und bildhauerische Werke aus 140 Schaffensjahren. Darunter bekannte Größen wie Caroline Bardua, Kääthe Kollwitz oder Paula Modersohn-Becker. Andere Werke aus dem Bestand der Nationalgalerie werden das erste Mal außerhalb Berlins zu sehen sein, so die Werke der in Paris erfolgreichen Salonmalerin Friederike O´Connell oder der früh verstorbenen Landschaftsmalerin Marie von Parmentier. Darüber hinaus weren Skulpturen und Plastiken von Julie Genthe und der international erfolgreichen Tierplastikerin René Sintenis sowie der norwegischen Bildhauerin Ambrosia Tonnesen präsentiert. In ihrer Vielfalt leisteten die Künstlerinnen einen wesentlichen Beitrag zum Kunstgeschehen ihrer Zeit.